Vollständige Erneuerung der Mehrweg-Abfüllung: Klosterbrauerei Andechs setzt auf BMS-Technik

Mit einer Kapazität von bis 24.000 Flaschen/Stunde kann die Klosterbrauerei Andechs trotz steigender Nachfrage die bewährte Qualität sicherstellen 

Gewachsene, natürlich begrenzte Produktionshallen wie jene der Klosterbrauerei Andechs sind angesichts einer steigenden Nachfrage ein Problem. Hier gilt es nicht nur Effizienz zu steigern und modernste Technologien zu verknüpfen, sondern hohe Qualitätsstandards zu erfüllen. Die Klosterbrauerei Andechs entschied sich deshalb im Zuge der Neuanlage ihrer Mehrweg-Abfüllung für die Expertise der BMS Maschinenfabrik.

Unser Auftrag bestand darin, eine hohe Kapazität in der Glas-Mehrweglinie umzusetzen und zugleich den Ressourcenaufwand zu minimieren. Analog dazu galt es den hohen Fremdanteil in der Leergutsortierung (30 Prozent) zu berücksichtigen. Dafür wurde u.a. eine zusätzliche Lagerkapazität für bis zu 1.500 Paletten geschaffen. Dazu galt es bestimmte Altkomponenten technisch zu erneuern, diese in die neue Anlage zu integrieren und über eine einheitliche Steuerungsoberfläche bedienbar zu machen.

Lesen Sie hier mehr über das größte Projekt der Klosterbrauerei Andechs, welche die BMS Maschinenfabrik als zentralen Dienstleister auserwählt hat.


ndechser BierspezialitätenBis zu 24 000 Flaschen Andechser Bierspezialitäten können mit der neuen Mehrweglinie pro Stunde abgefüllt werden

24.000 Flaschen pro Stunde: BMS Maschinenfabrik implementiert neue Mehrweg-Abfüllung in der Klosterbrauerei Andechs

Wachsende Absätze erfordern ein Umdenken, insbesondere mit Blick auf die innerbetriebliche Logistik. Dieser Aspekt wurde auch der Klosterbrauerei Andechs deutlich, als es darum ging, die Flaschenabfüllung an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Brauerei, die als größte Klosterbrauerei Deutschlands gilt, ist u.a. bekannt für ihre ganzjährig gebrauten Bockbiere. Klassiker wie Andechser Doppelbock Dunkel (7,1 % alc., 18,5 % Stammwürze) sowie Spezialbiere wie Andechser Bergbock Hell oder Andechser Weißbier Dunkel sind national wie international gefragt.


BMS Einpacker Typ Unipack 2.0Premiere: Erstmals wurde ein Einpacker Typ Unipack 2.0 mit vier Köpfen ausgestattet

Warum der Aufwand? Weil alte, viele Jahrzehnte betriebene Abfüllanlagen aus 1925 und 1958 seit Längerem an ihre Kapazitätsgrenzen gebracht wurden. Der Platzmangel, der im Zuge dessen entstand, ist seit den 1970er-Jahren ein Thema. Deshalb entschied sich die Klosterbrauerei Andechs dafür, die 1990/91 durchgeführte Erneuerung der Flaschenfüllerei zu erweitern – im Sinne eines neuen Flaschenkellers, der am 7. Oktober 2019 offiziell in Betrieb genommen wurde.


 

 

 

Die wichtigsten Details des Projektes in der Übersicht:

  • • Installation einer neuen Glas-Mehrweglinie mit einer Kapazität bis zu 24.000 Flaschen pro Stunde
  • • Gleichzeitige Reduktion des dafür notwendigen Ressourcenverbrauchs
  • • Errichtung einer separaten Lagerkapazität für ca. 1.500 Leergut-Paletten
  • • Gesamtinvestitionsvolumen: 12 Mio. EUR

 

Kurzportrait Klosterbrauerei Andechs: Tradition seit 1455

 

Klosterbrauerei Andechs.Kloster Andechs, gegründet 1455, oberhalb des bayerischen Ammersees

Ein Blick in die Historie zeigt, wie wechselvoll und anekdotisch gespickt jene Geschichte ist, die den Ruf der Klosterbrauerei Andechs festigte. Dass es vor allem Mönche waren, die Zeit und Muße hatten, um sich der Kunst des Bierbrauens zu verschreiben, leuchtet ein. Aufgrund ihres Bildungsniveaus waren sie früher als andere in der Lage, Erfahrungen durch schriftliche Dokumentation festzuhalten und so Brauprozesse zu optimieren. Ein Zeugnis jener Epoche findet sich im Zuge der Klostergründung in Andechs 1455, die durch sieben Benediktinermönche initiiert wurde und die Übersiedlung vom Tegernsee manifestierte.

Als die Klosterbrauerei Andechs im Jahre 1850 Teil der Münchner Abtei Sankt Bonifaz wurde, begann die neuere Geschichtsschreibung der althergebrachten Brautradition. Wir möchten die wichtigsten Entwicklungen anhand einer Chronologie kurz skizzieren:

  • • 1850: Klosterbrauerei Andechs wird Wirtschaftsgut der Abtei Sankt Bonifaz, München
  • • 1871: Umstellung des Brauereibetriebs auf Dampf
  • • 1893/94: Erneuerung von Fassstadel, Lagerhalle und Sudhaus
  • • 1906: Inbetriebnahme der Mälzerei (1968: Schließung)
  • • 1925/1958: Installation neuer Abfüllanlagen
  • • 1974: Inbetriebnahme eines neuen Flaschenkellers
  • • 1984: Neuaufnahme von Sudhaus, Gär- und Lagerkeller
  • • 1990/91: Erneuerung der Flaschenfüllerei
  • • 2006: Modernisierung der Produktionseinheiten, u.a. des Sudhauses

Kurzum: Die Problematik, die sich im Umfeld des Heiligen Berges in Andechs stellt, ist nicht neu. Erschwerend kam hinzu, dass die Klosterbrauerei Andechs großen Wert darauflegt, auch weiterhin Bier im Zuge eines Teilmaischverfahrens sieden sowie durch Zweitankverfahren vergären zu lassen. Das hat den Vorteil, dass trotz steigender Nachfrage das Qualitätsniveau beibehalten wird und Biere auch längere Zeit kalt gelagert werden können.

 

Klosterbrauerei Andechs im Jahre 2020: Spezifikationen der neuen Mehrweg-Abfüllanlage von BMS Maschinenfabrik

Traditionelle, authentische Brauereien wie jene in Andechs haben oftmals mit den Konsequenzen ihres Erfolges zu kämpfen. Die Maßstäbe in der Produktion als auch die örtlichen Gegebenheiten sind oftmals kleinteiliger und limitiert, sodass Grenzen in der Abfüllung auftreten können. Bereits zu Beginn der 2000er-Jahre lag der jährliche Absatz der Klosterbrauerei Andechs konstant über 100.000 hl, Brauen und Abfüllen finden bis zum heutigen Tage in Andechs ihren Platz. Die BMS Maschinenfabrik ist stolz darauf, frühzeitig in den Prozess der Erneuerung eingebunden worden zu sein – auch deshalb, weil das höchste Ziel jener Maßnahmen war, die Qualität der vielfältigen Bierspezialitäten zu gewährleisten.

Alexander Reiss, Betriebsleiter der Klosterbrauerei Andechs, führt dazu aus: „Die Füllerei aus den 1990er-Jahren war am Ende ihres Lebenszyklus angekommen. Sie musste ersetzt werden. Gleichzeitig wollten wir neue Lagerkapazitäten schaffen. Es war also sowohl eine Erweiterungs- als auch eine Ersatzinvestition geplant.“

Ein weiterer Fokus lag auf der Umweltverträglichkeit der Anlage, speziell mit Blick auf den gesamten Energieverbrauch. Standards weit über gesetzliche Normen galt es einzuhalten. Wir möchten den Prozess deshalb anschaulich skizzieren:

  • • Klosterbrauerei Andechs definiert Projektziele (u.a. Beibehaltung der Qualität, EMAS-zertifiziertes Umweltmanagement, Energieeffizienz, Mitarbeiterschutz, Einhaltung hoher Hygienestandards)
  • • BMS Maschinenfabrik wird mit Entwicklung eines Gesamtlayouts für die Mehrweglinie beauftragt, parallel dazu soll die Implementierung von Transportmodulen im Nass- und Trockenteil erfolgen

Maßgebliche BMS-Produkte:

Spezielle Dämmstoffe reduzieren den Lärmpegel in der neuen Füllerei nachhaltigSpezielle Dämmstoffe reduzieren den Lärmpegel in der neuen Füllerei nachhaltig.

BMS Maschinenfabrik sichert Effizienz trotz hoher Durchmischungsgrade

Besonders im Fokus standen einzelne Aspekte dieses Gesamtprojektes, an dem u.a. Krones (Nassteilkomponenten), Syscona (Kontrolleinheiten) und Josef Hebel (Bau) beteiligt waren. Ein Teil unserer Aufgabe bestand darin, den Durchmischungsgrad von annähernd 30 Prozent in der Verknüpfung der Systemkomponenten zu berücksichtigen. Die Klosterbrauerei Andechs erreicht diese Quoten beim Leergut u.a. deshalb, weil national vertrieben wird. Gutflaschen werden so zuverlässig aussortiert, zu einem separaten Flaschentisch transportiert und finden dort ihren Weg zur Flaschenwaschmaschine.

Im Klartext: Der Einpacker Unipack 2.0 wurde erstmalig mit vier Köpfen ausgestattet, parallel dazu wurde eine dem Prozess vorgeschaltete Leerguterkennung von Fremdflaschen (hin zur Handsortierung) realisiert: Der bereits 2009 gelieferte Sortierauspacker als Teil der Altanlage wurde dazu integriert.


Weitere wissenswerte Details zur Kooperation zwischen BMS Maschinenfabrik und Klosterbrauerei Andechs:
  • • Generalüberholung des Sortierpackers Typ 103, u.a. durch steuerungsseitige Anpassung der Technik durch BMS sowie Austausch der Antriebs-Hubachsen
  • • Komplette Umbaumaßnahmen hinsichtlich der Elektrik
  • • Realisierung eines durchgängigen Steuerungskonzeptes
  • • Generalüberholung und IE4-Antriebs-Erweiterung der Transporteure, u.a. in Kombination mit dezentralen Frequenzumrichtern


 

Erschienen in: Brauwelt / Juni 2020

Hier finden Sie die Lang-Version dieses Berichts zum Download: Reportage Andechs

 

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