Maximale Flexibilität bei Verpackung und Palette
Ein Portalpalettierer entsorgt drei Tetra-Linien synchron
Mineralwasser und mineralwasserhaltige Erfrischungsgetränke im Tetra Pak werden immer beliebter. Diesem Trend konnte Fläming Quellen, Wiesenburg in Brandenburg, nur mehr schwer folgen. Grund war ein ausgeprägtes Nadelöhr in Form eines maschinentechnisch veralteten Palettierers. Folgerichtig investierte das Unternehmen in einen hochmodernen Portalpalettierer, der die Tetra-Trays von drei Abfüll-Linien synchron wahlweise auf einer Euro-, Düsseldorfer- und/oder einer Industriepalette palettiert. Eine flexible Lösung, die für andere Weichverpackungen oder Branchen wie z. B. die Logistik ebenso interessant ist.
Fläming Quellen gehört zur Gehring-Bunte Getränke-Industrie. Zum Verbund des Bielefelder Familienunternehmens zählen weiterhin Teutoburger Mineralbrunnen, Bielefeld, sowie die assoziierte Rheinisch-Bergischer Mineralbrunnen, Erkrath bei Düsseldorf. Bekannteste und erfolgreichste Marke der Unternehmensgruppe ist Christinen-Mineralwasser. Hinzu kommen mineralwasserhaltige Erfrischungsgetränke sowie Handelsgeschäft. Zu den Erfolgsfaktoren der Gruppe zählen neben dem großen Produktportfolio die Verpackungspolitik mit unterschiedlichen Verpackungsmaterialien von Glas über Karton bis zu PET und mit vielfältigen Verpackungsgrößen von 0,25 bis 1,5 l in bepfandeten und unbepfandeten Einweg- und Mehrweggebinden. Aber auch bei den Paletten muss ein Anbieter heute zunehmend variabel sein. Gesucht und realisiert wurde bei Fläming daher eine Palettierlösung, die alles, was mit Blick auf Verpackung und Palette marktseitig relevant ist, abbilden kann.
Portal mit drei Stellplätzen und zwei Zuläufen
Der Lieferumfang von BMS umfasste maschinenseitig die Bepalettieranlage Unipal 106 L B-III, den Palettentransport Unitrans P inklusive Palettenmagazine, Palettenkontrolle und Verfahrwagen sowie den Gebindetransport Unitrans G. Ebenfalls Bestandteil des Auftrags war die Schulung der Bediener. Das Portal selbst verfügt über drei Stellplätze. Diese Stellplätze sind mit zwei Palettenarten gleichzeitig zu beschicken. Auf allen drei Stellplätzen lässt sich aber auch derselbe Palettentyp verarbeiten. Die projektierten Palettenformate sind Europalette 800 x 1.200 mm, Düsseldorfer-Palette 400 x 600 mm sowie die Industriepalette 1.000 x 1.200 mm. Alle Paletten sind gemäß CCG1 bis 105 cm oder CCG2 bis 190 cm zu beladen. Die entsprechenden Parameter sind in der Steuerung des Portalroboters hinterlegt.
Röllchenkopf für sicheres Handling der Weichverpackungen
Die Trays der drei Abfüll-Linien werden dem Portalpalettierer von zwei Einlauf- Zulaufseiten über Transportbänder zugeführt und die jeweiligen Lagenformatierungen nacheinander gebildet. Konkret verarbeitet die Anlage Kartontrays mit Tetra Paks der Formate 24 x 0,5 l, 12 x 0,5 l und 12 x 1,0 l. Nach erfolgter Lagenbildung palettiert der Portalroboter die Stellplätze gemäß Anfall und Bedarf. Die Einliter-Trays sind dabei doppelt so hoch wie die Halbliter-Trays, diese dafür doppelt so breit. Zum sicheren Handling der Weichverpackungen bei diesen so unterschiedlichen Lagengeometrien wurde der Portalroboter mit einem bewährten Röllchenkopf ausgestattet. Die fertig beladenen Paletten durchlaufen nachfolgend eine Folierstation und werden abschließend zum Hochregallager transportiert. Beim Palettentransport galt es als besondere Herausforderung zu berücksichtigen, dass Weichverpackungen geringere Auffahrgeschwindigkeiten wie etwa Kästen zulassen. Kritisch war zudem der Transport der Düsseldorfer-Palette, die aufgrund ihrer kleineren Standfläche eine geringere Stabilität aufweist. Folglich wurde der Palettentransport steuerungsseitig und mechanisch so ausgelegt, dass die Transportgeschwindigkeit sehr sensibel zu regeln ist. Auf Wunsch Flämings wurden im gesamten Gebindetransport energieeffiziente Antriebe Typ IE4 SEW Movigear verbaut. Im Vergleich zur alten Anlage werden so bis zu 50 % Energie eingespart.
171 Lagen pro Stunde schaffen Reserven
Die spezifizierte Leistung der Portal-Anlage bezogen auf die Europalette beträgt 57 Lagen pro Stunde und Linie. Insgesamt sind bei drei Linien damit 171 Lagen pro Stunde möglich. Der Palettierer verfügt demzufolge pro Linie über etwa 30 % mehr Leistung als aktuell notwendig. Fläming hat so genügend Kapazität in Reserve, um auch die nächste und leistungsstärkere Tetra-Anlagengeneration entsorgen zu können. Der Flaschenhals in der Tetra-Verarbeitung ist mit der neuen Portal-Anlage nicht mehr der Palettierer. Auch nicht mit Blick auf die Verpackungsvielfalt. Denn: Der Portalroboter verarbeitet eine nahezu unlimitierte Bandbreite an Paletten, Lagenbildern sowie Verpackungen. Ein Beispiel: Soll als weitere Verpackungsvariante ein 2 x 12-Tray mit einer 0,75-l-Karton-Verpackung eingeführt und auf den drei spezifizierten Paletten palettiert werden, kann BMS intern das Lagenbild entwickeln, mittels Simulation testen und das fertige Programm übers Wochenende via Fernwartung aufspielen. Diese Variabilität und Flexibilität gilt übrigens genauso für getränkefremde Verpackungen und Paletten – also kurz: Branchen. Einem Portalpalettierer ist es prinzipbedingt egal, was er wann greift und wo er es aufsetzt. Er macht, was der Kunde wünscht. Heute und auch morgen.
Erschienen in: Lebensmittelindustrie / Juli 2019