Maßgeschneiderter Behälterabschieber für Dinkelacker-Schwaben Bräu – BMS Maschinenfabrik informiert
Wir haben ein modulares Kombi-System entwickelt, um Palettierung von Glasflaschen auch auf kleiner Fläche zu automatisieren
Das automatisierte, sichere Palettieren verschiedenster Behältertypen stellt Unternehmen wie die Dinkelacker-Schwaben Bräu GmbH & Co. KG vor große Herausforderungen. Typische Grundmodule wie der Neuglasabschieber mit Palettenaufzug von BMS eigneten sich aufgrund der Raumverhältnisse nicht. Es wurde in enger Kooperation ein maßgeschneidertes Produkt entwickelt, mit sich auch auf kleiner Fläche eine Automatisierung der Export-Glasbehälter realisieren lässt.
Erschwerend kam hinzu, dass die 1888 in Stuttgart gegründete Dinkelacker-Schwaben Bräu seit Beginn an Ort und Stelle produziert. Hang- und Felsenlage haben dazu geführt, dass sich die Produktionsbereiche bis dato über drei Ebenen erstrecken. Wir von BMS haben unser Augenmerk deshalb auf eine platzsparende, multifunktionale Lösung auf Basis bewährter Grundmodule gelegt. Unser Prototyp ermöglicht die Nutzung als reinen Be- und Entlader sowie als Kombi-Modul mit einem Durchsatz von bis 22.000 Flaschen pro Stunde.
Wir möchten Ihnen den Hergang dieses Projektes näher erläutern und darlegen, welche Herausforderungen es zu meistern galt. Anhand der Projektspezifikationen werden Sie sehen, wie schwierig es war, Präzision und Umschlag in diesem Kontext im Einklang zu bringen. Viel Spaß beim Lesen, wenden Sie sich bei Fragen gerne jederzeit vertrauensvoll an die BMS Maschinenfabrik.
BMS Maschinenfabrik stattet Dinkelacker-Schwaben Bräu mit neuem Behälterabschieber aus
Die Palettierung ist ein wesentlicher Arbeitsschritt in jeder Brauerei, hier kommt es auf absolute Millimetergenauigkeit und eine hohe Durchsatzleistung an. Die besondere Schwierigkeit liegt darin, eine individuell auf die Gegebenheiten angepasste, vollautomatische Palettierung zu ermöglichen. Die in Stuttgart beheimatete Dinkelacker-Schwaben Bräu GmbH & Co. KG hat im Zuge ihrer Investitionsstrategie auf die Expertise von BMS Maschinenfabrik vertraut.
Das Ziel: Die Planung und Realisierung des maßgeschneiderten Neuglasabschiebers, der aufgrund des modularen Aufbaus beliebig als Neuglasabschieber, Be- oder Entlader respektive als Kombianalage genutzt werden kann. Damit ist es möglich, speziell den hohen Aufwand im unteren als auch mittleren Leistungsbereich zu minimieren und Kosten einzusparen.
Kurzportrait Dinkelacker-Schwaben Bräu GmbH & Co. KG: Tradition seit 1888
Die Geschichte der im Jahre 1888 durch Carl Dinkelacker gegründeten Stuttgarter Brauerei ist eng mit diesem Fleck Erde verbunden. Denn hier an der Tübinger Straße wird seit eh und je Bier gebraut. Übernahmen einzelner Konkurrenten zementierten den Anspruch des Brauhauses, Qualität und Vielfalt miteinander zu verknüpfen. Hier die wesentlichen Veränderungen in der Übersicht:
- • 1971 (Übernahme der Brauerei Wulle)
- • 1977 (Übernahme der Weißbierbrauerei Sanwald)
- • 1996 (Zusammenschluss von Dinkelacker und Schwaben Bräu zur Dinkelacker-Schwaben Bräu AG)
- • 2004 (Übernahme des Brauereiunternehmens durch InBev)
- • 2007 (Loslösung vom Großaktionär InBev und seitdem Fortführung der Brauereitätigkeit als eigenständiges Unternehmen in Familienbesitz)
Wie aus der Historie der Dinkelacker-Schwaben Bräu GmbH & Co. KG zu entnehmen ist, wird seit mehr als 132 Jahren an ein und demselben Standort gebraut. Allerdings ist die Tübinger Straße aufgrund der Stadtexpansion mittlerweile nicht mehr Stadtrandlage, sondern Teil des Innenstadtbereichs. Hinzukommen Hügel- und Hanglagen sowie eine dichte Bebauung, die mögliche Erweiterungen klar limitieren. Die Aufteilung der Produktionseinheiten gestaltet sich entsprechend schwierig – Sudhaus und Bügelabfüllung im Erdgeschoss, Palettierung im 1. Geschoss sowie die Be- und Entladung der Lastwagen im 2. Geschoss.
Beschluss der Dinkelacker-Schwaben Bräu: Integration eines Neuglasabschiebers für das Exportgeschäft
Eine automatisierte, maschinelle Lösung für die Neuglaseinspeisung war angesichts dieser räumlichen Gegebenheiten bis dato nicht wirtschaftlich. Um das zu verdeutlichen, möchten wir kurz die Maße des einzig verfügbaren, gangbaren Wegs skizzieren.
- • Zugangsweg: 2,75 m Höhe x 2,40 m Breite (Einbringung in 10m Höhe)
- • Maximale Deckenhöhe am Aufstellplatz: 3.400 mm
Ralph Barnstein, Geschäftsführer Technik und Logistik, stellt klar: „Wir setzen für unser Exportgeschäft viel Neuglas in Mehrwegkästen ein, die dann abgefüllt und später umgepackt werden. Das Einspeisen dieses Neuglases bedeutet manuell viel Arbeit. Wir fanden für diese Aufgaben bisher keine maschinelle Lösung mit einem attraktiven Preis-Leistungsverhältnis.“
Bis jetzt, denn in Kooperation mit der BMS Maschinenfabrik (Auftrag zur Planung: Januar 2019) ist es doch gelungen, einen modularen Prototyp für genau diesen Zweck zu integrieren. Die wesentlichen Herausforderungen stellen wir im Folgenden kurz dar.
- • Klassischer BMS-Neuglasabschieber mit Palettenaufzug nicht möglich aufgrund von Abgabepunkt und Gesamthöhe (Maschine)
- • Lösungsansatz: Individualisierung des Grundmoduls auf Basis einer kompakten Bauweise, u.a. Abgabepunkt auf Höhe bestehender Transporteure (1.250 mm) sowie 0,5l-Flascheneinspeisung von bis zu 30.000 Einheiten
Die Dinkelacker-Schwaben Bräu entschied sich im Zuge der Marktevaluierung für die Expertise von BMS, die bereits auf andere gemeinsame Projekte zurückzuführen ist. Ralph Barnstein, Geschäftsführer Technik, dazu im Wortlaut: „Wir sind ja schon so einige steinige Wege zusammen gegangen. Da weiß man dann einfach, was wir gemeinsam erreichen können.“
Technische Komponenten des neuen BMS-Glasabschiebers bei Dinkelacker-Schwaben Bräu
Bereits zu Beginn des neuen Jahrtausends konnte die BMS Maschinenfabrik spannende Projekte für sich gewinnen. Im Jahre 2003 lieferten wir Aus- und Einpacker als auch Komponenten für den Gebinde- und Behältertransport der alten Bügelanlage, im Jahre 2009 wurde dies durch eine mehrgeschossige, vollständige Glaslinie ergänzt. Es folgte im Jahr 2014 die Entwicklung eines multifunktionalen Umpackmoduls, mit dem es der Dinkelacker-Schwaben Bräu möglich ist eine besonders hohe Lieferfähigkeit des breit gefächerten Produktportfolios zu realisieren.
Wir möchten Ihnen aber dennoch nicht die wesentlichen Details des individuell angepassten Niveauausgleich-Abschiebers vorenthalten:
- • Startschuss: Januar 2019 (Beauftragung der BMS)
- • Planung und Entwicklung (Mechanik, Elektrik, Softwareerstellung)
- • Auslieferung und Integration des Moduls am 24. Juni 2019 (u.a. notwendig: Zwei mittels Kran in das Gebäude gehievte Maschinenmodule und Vor-Ort-Verschraubung der Module)
- • Funktionsaufnahme: 08. Juli 2019
- • Maße des BMS-Prototyps: 2.000 mm Breite x 3.500 mm Länge x 3.400 Höhe (Abschieber inkl. Schaltschrank)
Wichtigste Merkmale der BMS-Lösung:
- • Teleskopantrieb neu entwickelt (steuerbar für Zug- und Schubtätigkeit aus der Mittelposition)
- • Palettierleistung (Be- und Entladen) von 40.000 Flaschen pro Stunde, kombiniertes Be- und Entladen von bis zu 20.000 Flaschen pro Stunde
- • Niveauausgleich (Stufenlose Anpassung des Flaschenauslaufs auf bestehende Transporteurhöhe) auf Basis einer vertikalen Bewegung (servobetriebenes Hubwerk)
- • Automatisiertes Handling von Stülpdeckel, Zwischenlagen und Leerpaletten
- • Universelle Eignung für weitere Einsatzbereiche, u.a. Craft Brewer
Drei-Schritte-Prozess:
- 1. Automatisierte Fahrt von Abschiebeblech und -kopf auf die notwendige Höhe
- 2. Fixierung der Flaschen-Lage durch den Abschiebekopf, überschieben des Abschiebeblechs mittels Teleskop und vertikale Fahrt zum Abgabetisch
- 3. Abschieben der Behälterlage vom Abschiebeblech auf den Abgabetisch und Abtransport der Behälter in die Anlage
Kurzum: Die vollautomatisierte Anpassung von Abschiebeblech und Greiferkopf an das jeweilige Niveau der Flaschenlage führt dazu, dass im Gegensatz zum Abschieber mit Palettenaufzug ein Arbeiten auf geringem Höhenniveau des Abgabetischs möglich wird. Die hierdurch reduzierte Stundenleistung ist durch parallelisierte Maschinenabläufe nahezu kompensiert. Aufgrund der Teleskoptechnologie müssen die einzelnen Maschinenmodule nicht sequenziell nacheinander arbeiten, sondern können ihre Aufgaben nahezu parallel ausführen.
Die Anlage in Action sehen? Hier geht's zum Video: Trockenteilneubau Dinkelacker
Erschienen in: Brauindustrie / Mai 2020
Hier finden Sie die Lang-Version dieses Berichts zum Download: Reportage Dinkelacker